No-Dig Methode und der Recycling-Karton 

(English version further down)

 

In der Perma-Kultur Community und auch bei Bio-Gärtnern trifft man häufig auf die sgn. No-Dig Methode. Mit dem Ausbringen von (halb verrottetem) Kompost und unbedruckter Recycling-Pappe, wie sie herkömmlicherweise z.B. für den Versand genutzt wird werden die Beikräuter unterdrückt (auch sgn. Sheet Mulching). Nach einer Weile ist die Pappe verrottet, und man erhält ein unkrautfreies Beet, in welchem die Bodenschichten nicht durch Umgraben verändert wurden. Der Erhalt der natürlichen Schichtung soll so zu einem besseren Ertrag und natürlicherem Bodenleben führen.

 

  Aus eigenem Versuch weiß ich, dass diese Methode durchaus funktionieren und die Einfachheit des ganzen auf der Hand liegen. Auch scheint es so, dass ein auf die Erde gelegtes Stück Pappe Regenwürmer magisch anzieht.  

 

Es gibt jedoch neuerdings Zweifel daran, ob Pappe so unschädlich ist.  

Bereits 2012 gab die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung eine Studie heraus mit dem Titel ‘Ausmaß der Migration unerwünschter Stoffe aus Verpackungsmaterialien aus Altpapier in Lebensmitteln’.  

Hier geht es wohlgemerkt um Kartonverpackungen aus Recyclingmaterial für Lebensmittel.  

Bereits hier wird festgestellt, dass es zu einer Migration von Weichmachern, Mineralölrückständen, Bleichmitteln und einigem anderen mehr aus dem Karton in die Lebensmittel kommt. Und hierbei handelt es sich um Lebensmittelverpackungen, die einer weitaus strengeren Kontrolle Unterliegen als z.B. Wellpappe für den Versandhandel.   Woher kommt nun aber die Schadstoffbelastung. Das Bundesumweltamt verlinkte 2019 einen Beitrag über die allmähliche Anreicherung von Schadstoffen in Altpapier-Kreisläufen. Ursächlich sehen sie hier die Materialherstellung der Branchen “Wellpappenhersteller, Drucker und Verpacker. Diese Unternehmen sind mitunter nicht ausreichend sensibilisiert oder motiviert, nur Stoffe einzusetzen, die für das Recycling unkritisch sind.”  

Auch hier werden “Mineralölbestandteile in Druckfarben, Bisphenol A aus Kassenzetteln und gewisse Phthalate aus Klebstoffen” genannt. Da schlicht einfach die Menge an Altpapierverarbeitung zugenommen hat, nimmt auch Kontamination zu.  

 

Wieviel davon gelangt nun in ein normales Stück Pappe? Wir wissen es schlicht nicht.    

 

Bis heute gibt es keine Grenzwerte dazu. Auch kein Siegel oder eine Verordnung über die unbedenklich Verrottung von Pappe in der freien Umwelt. Lt. eines Beitrags des MDR weißt nicht mal der “Blaue Engel” auf Unbedenklichkeit hin.  

 

Noch ein Letztes zu der Beobachtung, dass Regenwürmer augenscheinlich Pappe mögen.

Jeder kann selbst einmal probieren, was passiert, wenn man z.B. ein größeres Stück Plastikplane auf den Boden legt und beschwert. Nach einer Weile finden sich Regenwürmer darunter.  

Es ist anzunehmen, dass sich die Regenwürmer nicht von Pappe magisch angezogen fühlen, sondern dass die Pappe zu geringerer Gasdurchlässigkeit im Boden führt. Das natürliche Verhalten von Regenwürmern bei abnehmender Sauerstoffkonzentration ist es, weiter zur Oberfläche hin zu kriechen, wo sich dann die Pappe als Barriere erweist. So z.B. argumentiert ein Beitrag der von gardenprofessors.com.  

 

Es sei noch mal gesagt, es ist nicht wissenschaftlich bewiesen, dass Pappe im Garten schädlich ist. Und auf jeden Fall ist es weniger schädlich, als z.B. der Einsatz eines chemischen synthetischen Unkrautvernichtungsmittel. Jedoch sollte vor diesem Hintergrund zumindest überlegt werden, dass Pappe an sich ein hochindustrielles Produkt ist, welches nie nach den Kriterien wie Zersetzung in der Umwelt entworfen wurde.  

Für mich persönlich gehört Pappe von jetzt an besser ins Altpapier.    

 

Auf die Thematik hat mich übrigens der durchaus empfehlenswerte Channel dergartenkanal gebracht.  

 

 

The No-Dig method and cardboard in the garden

 

In the permaculture and organic gardening sphere you inevitably will hear about the so called No-Dig-Movement.

This method of gardening applies semi rotten compost and usual (non colored) cardboard for suppressing weeds a vegetable bed. After a while, the cardboard has been degraded and you got a weed free bed with undug layers. By keeping the natural layering, you are supposed to gain a better harvest an a more natural microbiome in the ground.    

 

From my own trials I know, that this method work and its simplicity is appealing. Also, a sheet of cardboard on the ground seems to attract earthworms magically.  

 

Recently, there arose some doubts about the safety of applying standard cardboard.

In 2012, the Ministry for Agriculture published a study with the title ‘Ausmaß der Migration unerwünschter Stoffe aus Verpackungsmaterialien aus Altpapier in Lebensmitteln’ (roughly: ‘About the Level of migration of unwanted substances in recycling paper packaging material for food’ - sorry no English version here).

Here, it's spoken about recycling paper and groceries. And its proven, that dulients, mineral oil residues, bleachers und other substances are found in the packed groceries, after migrating from the packing materials.

Note, that we are speaking about food packaging, which normally is under much higher supervision than packing cardboard used e.g. in mail order business.  

 

What is the source of this contamination? The Ministry for EnvironmentDas Bundesumweltamt published a Post in 2019 about the fortification of substances in waste paper recycling. A root cause seems to be the production of materials in the branches of “Wellpappenhersteller (cardboard producers), Drucker (printing houses) und Verpacker (packagers).” It goes on with the statement, that (roughly translated) “these businesses are not aware or motivated enough to use only additives, which are appropriate for recycling.”  Also here, mineral oil residues in print ink, Bisphenol A from bills and phthalates in glue are mentioned. Because, the sheer amount of paper recycling scaled up during the last years, so does the contamination.  

 

How much of these substances are contained in a normal piece of cardboard? We just don’t know.

Up today, there is no legal threshold, no certification and no regulation about the  degradation of cardboard in the open environment. According to a report by the MDR  the German certificate “Blauer Engel” does not say anything about the safety of cardboard when degraded naturally.  

 

Just a last word about the cardboard loving earthworms. You can test it yourself. Put a big sheet of plastic on the ground. After a while, you will find earthworms beneath. It is likely that worms are not attracted to cardboard. But the cardboard lowers the oxygen availability in the ground. The natural behaviour of the worms is to move on into surface direction until they meet the cardboard as a barrier. So argues this post by gardenprofessors.com.

 

 Just to be clear: It is not scientifically proven that the application of cardboard is harmful. It is definitely less harmful than using chemical pesticides. But be aware, that cardboard is everything but natural and is a highly processed industrial product which was never designed to be used as the bases for growing edibles.  So for me, I rather put it into the recycling bin from now.  

 

Btw, this topic was firstly brought to me in this recommendable Youtube channel dergartenkanal (no English either).  

 

Quellen/Sources:  

https://en.wikipedia.org/wiki/Sheet_mulching 

https://www.mdr.de/mdr-garten/pflegen/pappe-im-garten-mulch-schadstoffe-100.html   https://www.umweltbundesamt.de/daten/ressourcen-abfall/verwertung-entsorgung-ausgewaehlter-abfallarten/altpapier#mogliche-schadstoffanreicherung-im-papier  

https://service.ble.de/ptdb/index2.php?detail_id=21002&site_key=141&stichw=09HS012&zeilenzahl_zaehler=1#newContent (with Results also in English)   https://gardenprofessors.com/the-cardboard-controversy/  

https://www.youtube.com/watch?v=qmgfkK0yw6g  

 

 

geschrieben von Nikolaus