Mauerbienen für den Balkon/Garten bestellen?

Derzeit können im Internet Kokons von roten Mauerbienen bestellt werden, um sie im Insektenhotel im Garten oder auf dem Balkon anzusiedeln. Dabei wird diese Ansiedlung als „nachhaltig“ oder als „wichtige Bestäubungsleistung in der Umgebung“ beworben, wie beispielsweise von beehome.net. Tatsächlich werden vor allem rote Mauerbienen in Obstplantagen wegen ihrer hohen Bestäubungsleistung eingesetzt. Bereichert aber eine Ansiedlung der roten Mauerbienen im eigenen Umfeld die Fauna?

 

Keine Verbesserung der Artenvielfalt

 

Der NABU Bundesverband Berlin sagt dazu: „ Aus Artenschutzsicht hat dies[e Ansiedlung] keinen großen Nutzen. Eine Ansiedelung würde auch nichts an den Umständen des Insektenrückgangs ändern. Beispielsweise ausreichend Lebensraum und Nahrung gäbe es für die Insekten weiterhin nicht.“ Auch die Koordinierungsstelle Fauna der Stiftung Naturschutz Berlin rät dringend davon ab, rostrote Mauerbienen im Handel zu bestellen. Denn die rote Mauerbiene ist in Deutschland überhaupt nicht gefährdet, wie in der roten Liste nachzulesen ist (https://www.rote-liste-zentrum.de/de/Bienen-Hymenoptera-Apidae-1733.html#idx_m). Entsprechend verbessert eine Ansiedlung nicht die Diversität der Fauna, sondern könnte potenziell dazu führen, dass das Nahrungsangebot für andere, eventuell bedrohte Wildbienen sich weiter verknappt. 

 

Rote Mauerbienen belegen das Insektenhotel

 

Hinzu kommt, dass die rote Mauerbiene relativ früh im Jahr fliegt. Das bedeutet, dass sie mit als Erste Nisträume besiedelt und dabei auch recht anspruchslos ist. Vor allem durch die Besiedlung von Nisthilfen kann es dazu kommen, dass die rote Mauerbiene hier große Populationen aufbaut und somit später fliegende Arten daran hindert, einen Platz in der Nisthilfe zu finden. Hat die rote Mauerbiene nämlich in einen Nistplatz ihre Eier abgelegt, entwickelt sich in dieser Brutzelle die Larve und verbleibt dort bis zum nächsten Frühling.

 

Einschränkung der genetischen Vielfalt

 

In den allermeisten Fällen kann nicht nachvollzogen werden, woher die gezüchteten Bienen stammen. Das ist problematisch, denn stammt die Biene aus beispielsweise einer schweizerischen Zucht, ist davon auszugehen, dass diese Biene an ganz andere Umweltbedingungen als unsere Berliner Bienen angepasst ist. Eine Kreuzung dieser beiden Bienen würde also zu einer verschlechterten Anpassung an die lokalen Umweltbedingungen führen.

 

Was kann ich für die Wildbienen tun?

 

Wildbienenschutz bedeutet vor allem, artenreiche und blühende Wiese sowie Nistmöglichkeiten zu schaffen. Eine artenreiche Bepflanzung von Balkonen, Terrassen und Gärten kann einen wichtigen Beitrag als Nahrungsquelle für Wildbienen und andere Insekten leisten. Dabei sollten vor allem einheimische Pflanzenarten genutzt werden. Achten Sie zudem darauf, ob ihre Blühpflanzen überhaupt Nektar tragen – derzeit zu erwerbende Stiefmütterchen und Primeln tun dies meist nicht und enthalten somit auch keine Bienennahrung. Eine Übersicht über nektarreiche und regionale Blühpflanzen finden Sie hier: www.nabu.de/gartenvielfalt. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass ca. 75% der Wildbienen ihre Nester in der Erde anlegen und somit nicht von Nisthilfen profitieren. Diesen Arten kann mit offenen Bodenstellen sowie Lehm- und Sandhaufen geholfen werden.

 

Für diesen Beitrag haben wir Informationen vom NABU Bundesverband und der Koordinierungsstelle Fauna der Stiftung Naturschutz Berlin aus unseren Anfragen verwendet. Vielen Dank für die Zusammenarbeit!

 

geschrieben von Therese